Elektroautos können im Rahmen der Sektorkopplung wichtige Systemdienstleistungen erbringen und dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren (Symbolbild). © You­ril - stock.adobe.com
Elek­tro­au­tos kön­nen im Rah­men der Sek­tor­kopp­lung wich­ti­ge Sys­tem­dienst­leis­tun­gen er­brin­gen und dazu bei­tra­gen, das Strom­netz zu sta­bi­li­sie­ren (Sym­bol­bild).

Pro­jekt Park4Flex
So brin­gen Park­häu­ser die En­er­gie­wen­de voran

04.03.2024 | Ak­tua­li­siert am: 15.11.2024

Par­ken­de Elek­tro­au­tos cle­ver nut­zen, statt sie nur rum­ste­hen las­sen: Ein in­ter­dis­zi­pli­nä­res Pro­jektteam unter Fe­der­füh­rung der Uni­ver­si­tät Stutt­gart schließt dafür erst­mals viel mehr Fahr­zeu­ge als bis­lang zu­sam­men.

In dem Vor­ha­ben wol­len die Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten Bat­te­rien von Elek­tro­au­tos, die län­ge­re Zeit par­ken, als vir­tu­el­les Kraft­werk zu­sam­men­fas­sen und ihre En­er­gie dem Netz kurz­fris­tig zur Ver­fü­gung stel­len. Das läuft so: Über ein Por­tal oder eine App kann ein Elektroauto-​Fahrer an­ge­ben, wie lange sein Auto im Park­haus oder bei­spiels­wei­se auf einem Mit­ar­bei­ter­park­platz steht und dem­entspre­chend an der La­de­säu­le an­ge­schlos­sen sein wird. Au­ßer­dem gibt er an, wel­chen La­de­zu­stand das Fahr­zeug haben soll, wenn er sein Auto ab­holt. Wäh­rend der Park­zeit sor­gen im Pro­jekt spe­zi­ell ent­wi­ckel­te La­de­punk­te und in­tel­li­gen­te Software dafür, dass die Fahr­zeug­bat­te­rien En­er­gie ge­bün­delt ans Netz ab­ge­ben be­zie­hungs­wei­se wie­der ge­la­den wer­den.

Hin­ter­grund für das Pro­jekt ist, dass der Be­darf an Fle­xi­bi­li­tät im Netz deut­lich zu­nimmt. Das heißt, die En­er­gie­sys­tem­dienst­leis­tung, Strom be­darfs­ge­recht ein­zu­spei­sen oder zu ver­brau­chen, wird immer wich­ti­ger. Der Fokus des Vor­ha­bens liegt auf so­ge­nann­ten kon­zen­trier­ten Park­räu­men. Im Ge­gen­satz zu ver­teil­ten Stell­plät­zen haben sie den Vor­teil, dass Fle­xi­bi­li­tät aus vie­len Ein­zel­fahr­zeu­gen zu­erst lokal zu­sam­men­ge­fasst und dann als grö­ße­re Menge an die Markt-​ und Netz­pro­zes­se an­ge­kop­pelt wer­den kön­nen. So kann die Fle­xi­bi­li­tät mit hö­he­rer Si­cher­heit be­reit­ge­stellt wer­den.

Fle­xi­bi­li­täts­po­ten­zia­le zu heben, bringt viel­fäl­ti­gen Nut­zen

Gruppenbild der Teilnehmenden des Konsoritaltreffens © Smart Grids-​Plattform Baden-​Württemberg e.V.
Die Teil­neh­men­den des Kon­sor­ti­al­tref­fens po­sie­ren auf dem Cam­pus der Uni­ver­si­tät Stutt­gart für ein Grup­pen­bild.

Die rea­len Fle­xi­bi­li­täts­po­ten­zia­le der par­ken­den Elek­tro­au­tos er­mit­telt das Pro­jektteam mit­hil­fe di­ver­ser Park­raum­da­ten. Für ihre Ana­ly­sen si­mu­lie­ren die Fach­leu­te be­stimm­te Park­si­tua­tio­nen und un­ter­su­chen, wie groß die Fle­xi­bi­li­täts­po­ten­zia­le sind, um das Netz sta­bi­li­sie­ren kön­nen. So wol­len die Fach­leu­te her­aus­fin­den, wie nütz­lich die Sys­tem­dienst­leis­tung sein kann, um er­neu­er­ba­re En­er­gien ins En­er­gie­sys­tem zu in­te­grie­ren. Grund­sätz­lich kann ein Elek­tro­au­to in Bezug aufs Strom­netz in zwei Va­ri­an­ten ein­ge­setzt wer­den: Ers­tens um die Las­ten im Netz aus­zu­glei­chen, indem die La­de­vor­gän­ge ge­zielt ge­steu­ert wer­den (Lastmanagement). Zwei­tens kön­nen Elek­tro­fahr­zeu­ge als mo­bi­le En­er­gie­re­ser­ven ver­wen­det wer­den, um Strom ins Netz zu­rück­zu­füh­ren, wenn er be­nö­tigt wird (Vehicle-to-Grid).

Dar­über hin­aus ge­hört zu den Zie­len des For­schungsteams zum Bei­spiel aus­zu­ma­chen, wie die La­dein­fra­struk­tur sinn­voll er­wei­tert und die Fle­xi­bi­li­tä­ten ver­mark­tet wer­den kön­nen. Um nach­zu­wei­sen, dass die Lö­sun­gen in der Pra­xis funk­tio­nie­ren, wird das Team Feld­tests an zwei Stand­or­ten durch­füh­ren: in einem Park­haus in Karls­ru­he sowie im so­ge­nann­ten Smart Charging Environment der Uni­ver­si­tät Stutt­gart. Dies ist ein For­schungscontainer auf dem Cam­pus Vai­hin­gen, in dem La­de­sta­ti­on, Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge und Bat­te­rie­spei­cher sowie wei­te­re Kom­po­nen­ten ge­bün­delt ver­baut sind und dann in­tel­li­gent ge­steu­ert wer­den. Auf Basis der er­ziel­ten Er­kennt­nis­se er­ar­bei­tet das Team einen Leit­fa­den mit Hand­lungs­emp­feh­lun­gen, damit die Er­geb­nis­se auf zu­künf­ti­ge An­wen­dungs­fäl­le über­tra­gen wer­den kön­nen. (kkl)

För­de­rung

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz för­dert das Pro­jekt Park4Flex in­ner­halb des For­schungs­schwer­punkts Strom­net­ze im För­der­be­reich „Er­schlie­ßung, Ver­bes­se­rung und De­mons­tra­ti­on von Fle­xi­bi­li­täts­op­tio­nen im En­er­gie­ver­sor­gungs­sys­tem unter Be­rück­sich­ti­gung von Sek­to­ren­kopp­lung“. Den Rah­men dafür bil­det das 7. En­er­gie­for­schungs­pro­gramm. Hier fin­den Sie wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur For­schungs­för­de­rung.