Rückblick: Smart Grids-Gespräche – „Wasserstoff in der Sektorkopplung und in den Quartieren“

Am 14.10.2020 fanden die Smart Grids-Gespräche statt - aufgrund der aktuellen Situation im Zusammenhang mit Covid-19 erstmalig ausschließlich virtuell.

Veröffentlicht: 21. Oktober 2020 | Kategorie: Allgemein, Blog | Autor / Autorin: Miriam Eisinger
SmartGridsBW Vorstandsvorsitzender Dr. Jann Binder Smart Grids-Gespräche Webkonferenz

SmartGridsBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Jann Binder moderierte die ersten virtuellen Smart Grids-Gespräche.

Am Aktienmarkt wird er heiß gehandelt, die deutsche Bundesregierung und die EU-Kommission verabschieden entsprechende Strategien und auch das Land Baden-Württemberg geht in Kürze mit einer themenbezogenen Roadmap an den Start – die Rede ist vom Zukunftsthema „Wasserstoff“. Auch die vergangenen Smart Grids-Gespräche nahmen die Rolle und Bedeutung des Stoffes ins Visier. Dabei ging es vor allem um die Anwendung von Wasserstoff in der Sektorkopplung und in Quartieren. Unter der Moderation von Dr. Jann Binder (Vorstandsvorsitzender der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V.) diskutierten über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Fachkundigen aus Forschung und Industrie sowie einem Vertreter aus dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen einer virtuellen Web-Konferenz über das Thema.

Zum Auftakt der Veranstaltung skizzierte Jonathan Wochner (Referat Netze und Speicher im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) in seinem Grußwort das Ende des fossilen Zeitalters und sprach über die erforderlichen Schritte auf dem Weg dorthin. Dabei betonte er, neben der Notwendigkeit von intelligenten Energienetzen, den Bedarf an zusätzlichen, ergänzenden Lösungen, zu welchen auch der Einsatz von Wasserstoff gehört. Für den Industriestandort Baden-Württemberg sieht er in dieser Hinsicht große Chancen. Wie grüner Wasserstoff die lokale Energiewende bereits heute voranbringen kann, erläuterte Tobias Nusser vom Steinbeis-Innovationszentrum Energie-, Gebäude und Solartechnik (EGS) am Beispiel des Klimaquartiers Neue Weststadt Esslingen, einem interdisziplinären Forschungsprojekt, in dem eine nahezu klimaneutrale energetische Quartiersversorgung umgesetzt und erprobt wird. Im Anschluss sprach Andreas Brinner vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) über die technische Umsetzungsplanung von Wasserstoff-Infrastrukturen und Projekten und erläuterte dabei die konventionellen Prinzipien der Elektrolyse sowie die Funktionsweise eines Elektrolyseurs.

 

Grüner Wasserstoff als Säule der Dekarbonisierung der Wirtschaft

Prof. Dr. Ralf Wörner, Leiter des Instituts für nachhaltige Energietechnik und Mobilität an der Hochschule Esslingen, stellte in seinem Vortrag besonders den Verkehrssektor als einen der großen Emittenten von Kohlenstoffdioxid in den Fokus. Dabei beschrieb er die anstehende Transformation der Automobilindustrie und den Druck, alternative Antriebs-Techniken zu verfolgen. Der Batterieantrieb allein sei keine ausreichende Alternative zu den herkömmlichen Antriebs-Techniken, auch Wasserstoff müsse ein Teil der Lösung sein. Im Rahmen des Projekts H2 Rivers soll im Zukunftspark Waiblingen sodann eine Wasserstoff-basierte Verkehrsinfrastruktur entstehen. Angesichts der knapp bemessenen Flächen im innerstädtischen Bereich bezeichnete Wörner das Projekt als „Meisterwerk der Unterbringung auf engem Raum“. Um im nächsten Schritt die nötige Markt-Akzeptanz zu erreichen, müsse Wasserstoff allerdings erst noch kostengünstiger werden.

Holger Haas, Leiter Standortentwicklung I der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, warf bei seinem Vortrag erst einmal einen Blick in die Vergangenheit. Bereits seit 20 Jahren, so Haas, beschäftige sich die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH mit dem Thema Wasserstoff. Viele Unternehmen haben auf der langen Durststrecke nicht überlebt. Heute habe sich die Situation jedoch radikal verändert. Die aktuellen klimapolitischen Zielsetzungen schaffen, laut Haas, ideale Rahmenbedingungen. „Für mich ist heute glasklar, dass grüner Wasserstoff eine Säule der Dekarbonisierung unserer Wirtschaft sein muss“, so Haas. Trotz einiger Hürden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Tatsache, dass nicht alle Elemente der Wertschöpfungskette in der Region abgedeckt werden könnten, sieht Haas großes Potenzial im Wasserstoff – vor allem für die Diversifizierung von Unternehmen, die künftig in anderen Bereichen verlieren werden.

Trotz der virtuellen Gegebenheiten der Veranstaltung kam die Diskussion mit dem Publikum nicht zu kurz. Über eine Online-Plattform konnten die Teilnehmenden zu Hause, parallel zu den Vorträgen, ihre Fragen formulieren und einreichen. Zum Abschluss der Veranstaltung ging Dr. Jann Binder dann gesondert auf diese ein.

Wir freuen uns über eine gelungene Veranstaltung und blicken bereits gespannt auf die nächsten Smart Grids-Gespräche zum Thema Smart Meter-Rollout, welche wir voraussichtlich Ende November anbieten werden. Weiterführende Programmdetails und Anmeldeinformationen finden Sie demnächst in unserem Veranstaltungskalender.

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