Rückblick: „Zukunftswährung Klimaschutz“ – dena Energiewende-Kongress 2024 in Berlin
Am 11. und 12. November 2024 fand der 15. dena Energiewende-Kongress im Berlin Congress Center (bcc) statt. Auch wir waren wieder vor Ort.
Am 11. und 12. November 2024 fand der 15. dena Energiewende-Kongress im Berlin Congress Center (bcc) statt. Wie bereits in den Jahren zuvor war die Veranstaltung seitens der Spitzenpolitik und Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen gut besucht. Gemeinsam wurde über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Energiewende diskutiert. Dabei wurden nicht nur die übergeordneten Großthemen ausführlich erörtert, sondern auch in der Diskussion an vielen Stellen in den Hintergrund tretende Aspekte (z.B. soziale Aspekte) fanden eine große Bühne. Durch die Veranstaltung führte die wortgewandte Moderation Ursula Heller, flankiert von Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Nicht mal die aktuellen politischen Verwerfungen rund um das Koalitionsende und die Frage nach Neuwahlen konnten das Duo aus der Ruhe bringen. Neue Meldungen wurden kurzerhand in die Moderation integriert.
Tag 1: Finanzierung der Transformation des Energiesystems
Eröffnet wurde der Kongress durch eine Begrüßung und Keynote von Bundesminister Dr. Robert Habeck, der die Bedeutung der Energiewende als integraler Bestandteil der Herausforderungen unserer Zeit betonte: So sei die Energiewende wesentliches Element der Sicherheitspolitik, indem sie unsere Anfälligkeit gegen die Einflussnahme externer politischer Kräfte verringere. Kritische Infrastrukturen wie die Energieversorgung müssen besonders geschützt werden. Gleichzeit berge die Umsetzung der Energiewende große Chancen für die. Habeck hob hervor, dass der Markt und staatliche Maßnahmen dabei eng verzahnt werden müssen, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Investitionsbereitschaft hierzulande zu steigern. Abschließend warnte er vor den globalen Risiken einer ungebremsten Erderwärmung und betonte die Verantwortung, langfristig nachhaltige Strukturen der Energienutzung zu schaffen.
Ein zentrales Thema am ersten Kongresstag war die Finanzierung der Transformation des Energiesystems. In ersten Diskussionspanel wurde die Rolle des Marktes und die Bedeutung staatlicher (Förder-)Instrumente intensiv beleuchtet. Tanja Gönner (Präsidentin BDI), Dr. Bettina Orlopp (Commerzbank AG), Dr. Lukas Köhler (FDP-Bundestagsfraktion) und Prof. Dr. Sebastian Dullien (Hans-Böckler-Stiftung) diskutierten die Rollen von Staat und Markt bei der Transformation der Energiewirtschaft. Im Wesentlichen drehten sich die Diskussionen um die Frage, wie Investitionsanreize geschaffen werden können und welche neuen Finanzierungsinstrumente benötigt werden, um den Wandel in Gebäudeinfrastrukturen, Industrie und im Ausbau erneuerbarer Energiequellen zu unterstützen. Einigkeit bestand in der Notwendigkeit, bürokratische Hürden für die Wirtschaft zu minimieren. Ein zentrales Argument war in der politischen Ausgestaltung wiederum die Erwartungssicherheit für die Akteure – volatile Gesetzesentwicklungen hemmen Investitionen massiv.
Das Zweite Panel besetzt mit Francisco Javier Ulloa Muñoz (Botschaft der Republik Chile in Deutschland), Dr. Christian Forwick (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)), Nadja Håkansson (thyssenkrupp Uhde), Christoph Kuhn (EIB – Europäische Investitionsbank) und Stefan Wintels (Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)) griff die internationale Dimension der Energiewende auf, und stellte anhand der Zusammenarbeit mit Chile vor, wie die internationale Kooperation zur Entwicklung erneuerbarer Energien zum allseitigen Vorteil aussehen kann.
Am Nachmittag wurde sowohl im Kuppelsaal als auch in kleineren Workshop-Runden weiter diskutiert. Zu den Cluster-Themen „Finanzierung“, „Akzeptanz“, „Infrastruktur“ und „Digitalisierung“ fanden Workshops statt. So wurden beispielsweise die Themen Kommunale Wärmeplanung, Kommunale Beteiligung, Solarpaket I und seine Inhalte sowie Smart Meter Rollout detailliert diskutiert.
Abgerundet wurde der erste Konferenztag mit der Verleihung des dena Energie Efficiency Arward 2024, bei welchem sich in den verschiedenen Kategorien nicht zuletzt auch mehrere Akteure (KMU) aus Baden-Württemberg in den Endrunden befanden. Das Motto „Alle, die es so weit geschafft haben sind schon Sieger“ zeigte sich nicht zuletzt bei den Präsentationen, bei denen die Beteiligten ihre Begeisterung für die Energiewende und die Bereitschaft „anzupacken“ dem interessierten Publikum sehr lebhaft darstellten. Eine Übersicht der Preisträger inklusive Beschreibung ihrer Tätigkeiten und Projekte finden Sie auf der Webseite der dena.
Tag 2: Soziale Fragen, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammen denken
Die Keynote des zweiten Tages wurde von Sören Bartol (Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) gehalten: „Energiewende bedeutet die größten Herausforderungen der heutigen Zeit zusammenzubringen: Sicherheit, soziale Fragen, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern müssen bei der Energiewende gemeinsam gedacht werden.“
Die anschließende Panel-Diskussion mit Corinna Enders, Sören Bartol, Yasmin Fahimi (Deutscher Gewerkschaftsbund DGB), Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt) griff genau das Thema der Keynote nochmals auf: Ohne die soziale Verankerung der Energiewende kann die Politik nicht auf eine ausreichende Akzeptanz hoffen, um die erforderlichen Maßnahmen schnell durchzuführen. Dabei ist besonders die Wärme der Elefant im Raum: Ein großer Primärenergieverbrauch, bei dem die Substitution durch Erneuerbare Energien deutlich schwieriger ist als im Stromsektor. Aufgrund baulicher oder organisatorischer Randbedingungen sind Auswahl und Möglichkeiten hier viel geringer, nicht zuletzt für die Mehrheit der Einwohner, die zur Miete wohnt.
Zum anschließenden Streitgespräch fand sich SPD-Generalsekretär Dr. Matthias Miersch ein, der mit dem Geschäftsführer des Hauptstadtbüros des Verbands der chemischen Industrie (VCI) Norbert Theihs und dem COO der LEG Immobilien Dr. Volker Wiegel über die Möglichkeiten der Dekarbonisierung in den Bereichen Prozess- und Hauswärme diskutierte. Einigkeit herrschte darüber, dass eine konsequente Umsetzung einer erneuerbaren Energieversorgung ein Gewinn für die Gesellschaft inklusive der Industrie wäre. „Die Sonne stellt keine Rechnung“, so Dr. Miersch. Der Weg dahin muss jedoch für alle Akteure Erwartungs- und Planungssicherheit bieten. Nur so kann die Wirtschaft die Transformations- und Reibungsverluste möglichst geringhalten.
Anschließend fanden wieder Workshops statt, auch zum Thema Systemsicherheit. Dabei wurden die verschiedenen inhaltlichen Aspekte der Systemsicherheit unseres Energiesystems dargestellt und die 2023 vom BMWK veröffentlichten Roadmap Systemsicherheit diskutiert.
Abgerundet wurde der Kongress durch ein abschließendes Get-Together, das um 18:00 Uhr begann. Dieses informelle Treffen ermöglichte es den Teilnehmern, sich weiter zu vernetzen und die im Laufe des Tages besprochenen Themen in kleinerer Runde zu vertiefen. Persönliche Begegnungen und der informelle Austausch trugen dazu bei, bestehende Netzwerke zu stärken und neue Partnerschaften zu knüpfen – eine Notwendigkeit, um die Herausforderungen der Energiewende gemeinsam anzugehen und langfristige Kooperationen aufzubauen.