Smart Grids-Gespräche „Flexibilitätsplattformen“: Referierende & Vortragsinhalte
Eine Übersicht der Vortragsinhalte der Smart Grids-Gespräche am 29.10.2021 zum Thema "Flexibilitätsplattformen" sowie eine Kurzvorstellung der Referentinnen und Referenten.
Am 29.10.2021 finden die Smart Grids-Gespräche zum Thema „Flexibilitätsplattformen – der Schlüssel zur Energiewende?“ statt. Hier finden Sie eine Übersicht über die Vortragsinhalte sowie eine Kurzvorstellung der Referentinnen und Referenten. Das vollständige Programm finden Sie hier.
Vortragsinhalte
Helmfried Meinel: Impulsbeitrag
Kurzlebenslauf Helmfried Meinel
Peter Majer: Flex ist nicht gleich Flex – mit Plattformen Flexibilität erschließen
Der Vortrag stellt dar, warum in der Elektrizitätswirtschaft Flexibilität eine große Rolle spielt, um Erzeugung und Verbrauch zu jeder Zeit in Einklang zu bringen. Dabei wird zunächst betrachtet, mit welchen Mechanismen lange vor dem Zeitpunkt des Verbrauchs Einfluss genommen wird auf die Verfügbarkeit ausreichender Produktion, und wo diese „Fahrplanung“ ihre Grenzen hat. Dem schließt sich die Betrachtung der Flexibilitäten an, die heute speziell von Seite der Netzbetreiber für eine stabile Stromversorgung zum Einsatz kommen. Diese Betrachtung wird verbunden mit Überlegungen zur Weiterentwicklung des Energiesystems und der Darstellung der Grenzen heute verfügbarer technischer Lösungen.
Präsentationsfolien Peter Majer: Flex ist nicht gleich Flex
Prof. Dr.-Ing. Kai Hufendiek: Plattform- & marktbasierte Ansätze: Enabler der Integration dezentraler Flexibilitätsoptionen?
Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 stellen der Ausbau Erneuerbarer Energien Anlagen, die Reduktion der Stromproduktion aus fossilen Kraftwerken und die Elektrifizierung im Industrie-, Verkehrs- und Wärmesektor wesentliche Säulen dar. Dies stellt die bestehende Netzinfrastruktur vor zunehmende Herausforderung, denen mit investiven Maßnahmen aber auch einer Betriebsoptimierung begegnet werden kann. In der Kurzstudie „Potentiale dezentraler Flexibilität: Welchen Beitrag können E-Autos und Wärmepumpen zu einem kosteneffizienten Redispatch leisten?“ wurde im Auftrag der TransnetBW GmbH das ökonomische Potential dezentraler Flexibilität für das Netzengpassmanagement analysiert. Es zeigt sich, dass markt- und plattformbasierte Ansätze eine vielversprechende Option zur Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung des Netzengpassmanagements darstellen und alleine für Baden-Württemberg bis 2028 Systemkosten im dreistelligen Millionenbereich reduziert werden könnten.
Kurzlebenslauf Prof. Dr.-Ing. Kai Hufendiek
Florian Gutekunst: Netzbetreiberkoordination im Redispatch 2.0 mit der DA/RE-Plattform
Die Stromlandschaft verändert sich. Lange Zeit wurde unser Strom überwiegend in zentralen Großkraftwerken, die an den Netzgebieten der Übertragungsnetzbetreiber und einiger großer Verteilnetzbetreiber angeschlossen sind, erzeugt. Dieser wurde über die einzelnen Spannungsebenen von Höchstspannung über die Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung zum Verbraucher transportiert. Heute zeichnet sich ein diverseres Bild ab. Es stehen viele fluktuierende, dezentrale und erneuerbare Energieerzeugungsanlagen zur Verfügung. Diese speisen den erzeugten Strom nun nicht mehr, wie die Großkraftwerke, in eine der oberen Spannungsebenen ein, sondern in den unteren Spannungsebenen. Glich in der Vergangenheit das Stromnetz eher einer Einbahnstraße (von Höchstspannung zur Niederspannung), so ist das Stromnetz schon heute bidirektional ausgelastet. Der schnelle Hochlauf der dezentralen fluktuierenden Erzeugung, aber auch die Zunahme kleinerer Verbraucher (z.B. Elektrofahrzeuge) wird sich in Zukunft noch verstärken. Aus diesem Grund ist das Zusammenspiel der Verteilnetzbetreiber untereinander, aber auch die Koordination zwischen Übertragungsnetzbetreiber und Verteilnetzbetreiber, in den kommenden Jahren von enormer Bedeutung.
Zentrale Elemente dieses Zusammenspiels sind der DAtenaustausch zwischen den Netzbetreibern, sowie koordinierte Eingriffe zur Netzstabilisierung, der sog. REdispatch. Diese beiden Elemente DA und RE werden mit den hierfür notwendigen Use Cases über die DA/RE-Plattform umgesetzt.
DA/RE stellt eben genau diese Koordination und Kommunikation zwischen den einzelnen Netzbetreibern zentral auf einer Plattform dar und demonstriert die erfolgreiche Kooperation zwischen Übertragungsnetzbetreiber und Verteilnetzbetreiber auf Augenhöhe.
Kurzlebenslauf Florian Gutekunst
Franziska Heidecke: Die Chancen des Redispatch 2.0 für Verteilnetzbetreiber
„Die Energie- und auch die Mobilitätswende findet im Verteilnetz statt. Um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können, müssen wir als Verteilnetzbetreiber neue Fähigkeiten, wie bspw. Transparenz bezogen auf Netzzustände in Echtzeit und prognosebasiert aufbauen. Anforderungen wie die Umsetzung zum Redispatch 2.0 sind diesbezüglich eine Möglichkeit die Fähigkeiten zu entwickeln. Wir sollten diese Chance nutzen, um uns heute schon auf die Zukunft vorzubereiten.“
Kurzlebenslauf Franziska Heidecke
Referentinnen und Referenten
Florian Gutekunst
DA/RE-Projektleiter und Programmleiter Plattformen bei TransnetBW
Florian Gutekunst arbeitet seit 2016 bei der TransnetBW GmbH im Bereich Netzwirtschaft. Dort ist er seit 2018 als Projektleiter für „DA/RE – Die Netzsicherheits-Initiative BW“ sowie Programmleiter Plattformen aktiv. Zuvor hat er nach dem Studium der Technischen Kybernetik am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik der Universität Stuttgart als wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Leiter der Abteilung Stromerzeugung und Automatisierungstechnik gearbeitet. Die TransnetBW steht als Übertragungsnetzbetreiber für eine sichere und zuverlässige Versorgung von rund elf Millionen Menschen in Baden-Württemberg und sorgt für Betrieb, Instandhaltung, Planung und den bedarfsgerechten Ausbau des Transportnetzes der Zukunft.
Franziska Heidecke
Leiterin Digitalisierung und Innovation bei ED Netze GmbH
Seit Jan. 2021: ED Netze GmbH, Rheinfelden
Leiterin Digitalisierung und Innovation
April 2020 – Dez. 2020: EnBW AG, Karlsruhe
Leitung konzernübergreifende Geschäftsmodellentwicklung „Digitaler Verteilnetzbetreiber“; Führung eines crossfunktionalen Teams aus EnBWInnovationsmanagement, EnBW-Operations und Netze BW
Mai 2019 – Dez. 2020: Netze BW GmbH, Esslingen
Teamleiter Netzdatenmanagement (Verantwortung für das tagesaktuelle Netzdatenmodell des Leitsystems Hoch- und Mittelspannung)
Jan. 2018 – Dez. 2020: Netze BW GmbH, Stuttgart
Chief Product Owner und Agile Coach „#NETZlive“ (Digitalisierungsinitiative zur Schaffung von Transparenz in der Nieder- und Mittelspannungsebene)
Projektleitung Umsetzung der Network Codes (Generation and Load Data Provision Methodology, System Operation Guideline)
März 2016 – Dez. 2017: ELMÜ-ÉMÁSZ Zrt. (Beteiligungsgesellschaft der EnBW AG und innogy AG), Budapest
Vorstandsassistent Ressort Technik und Netze, Projektleitung innogy Konzernprojekt Grid+ white spots
Juli 2013 – Feb. 2016: Netze BW GmbH, Stuttgart
Ingenieur Intelligente Stromnetze, Projektleitung NETZlabor Boxberg zur Flexibilisierung von Wärmestromanlagen, Leitung Forschungs- und Förderkooperation Network²
Prof. Dr.-Ing. Kai Hufendiek
Leiter des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart
Prof. Dr.-Ing. Kai Hufendiek ist seit 2015 wissenschaftlicher Leiter des TGZ InEnergy der TTI GmbH an der Universität Stuttgart und in Personalunion Leiter des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart. Neben der Forschung im Bereich der gesamthaften Energiesystemanalyse baut er dort die Forschung an intelligenten dezentralen Energiesystemen im Rahmen eines neuen Forschungsschwerpunkts weiter aus. Er wurde an der Fakultät Energietechnik der Universität Stuttgart bei Prof. Dr.-Ing. A. Voß mit einer Arbeit zu Lastprognoseverfahren mit neuronalen Netzen promoviert. Danach sammelte er Erfahrungen in verschiedenen Management Positionen bei einem Energieversorger, wo er u. a. nach der Liberalisierung die Belieferungsprozesse der Endkunden inkl. des Bilanzkreismanagements, die Integration der erzeugungs- und kundenseitigen Assets in die Großhandelsposition und das Risikomanagement sowie innovative Geschäftsmodelle für Kunden entwickelte.
Peter Majer
Leiter Innovation bei der badenova AG & Co. KG
Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens begann Peter Majer 1996 seine berufliche Laufbahn bei der Arthur Andersen Management Beratung in Stuttgart und Frankfurt. Im Jahr 2001 verließ er als Knowledge Manager das Unternehmen und wechselte zur Fichtner Consulting & IT AG, wo er zunächst als Projektleiter, ab 2006 als Prokurist in Organisations- und Entwicklungsprojekten bei Energie- und Wasserversorgungsunternehmen verantwortlich war. Nach einer kurzen Tätigkeit als Innovationsmanager bei der MVV in Mannheim, für die er u.a. ein Projekt zur Einführung von Smart Metern leitete, trat er im April 2008 in die badenova AG & Co. KG ein. Dort ist er als Leiter Innovation in der Unternehmensentwicklung tätig und hat in dieser Funktion u.a. den Geschäftsbereich Biomasse/Biogas und das Team Klimaschutzberatung der badenova aufgebaut. Derzeit liegt sein Aufgabenschwerpunkt im Bereich Elektromobilität, der Digitalisierung und in der Betreuung von Start-Ups und Förderprojekten zum Thema Wasserstoff.
Helmfried Meinel
Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Seit Mai 2011: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Seit 2000: Vorstandsmitglied des EnergieVision e.V. für die Verbraucherzentrale NRW
1988 – 2011: Verbraucherzentrale NRW
zuerst wiss. Mitarbeiter in der Abteilung Wohnen und Energie, ab 1990 Leiter der Abteilung Wohnen und Energie, seit 1997 Leiter des Bereichs Spezielle Verbraucherthemen (Energie,. Ernährung, Umwelt, Wohnen/Pflege) und Mitglied der Geschäftsleitung, in den Jahren 2005 und 2006 zusätzlich auch kommissarischer Leiter des Bereichs Verbraucherrecht und Finanzdienstleistungen.
1984 – 1987: Bundestagsfraktion Die Grünen
wiss. Mitarbeiter der Bundestagsfraktion Die Grünen für die Bereiche Forschung und Technologie, Erneuerbare Energien und Klimaschutz
1981 – 1984: Universität Stuttgart
wiss. Mitarbeiter am Institut für Physikalische Elektronik der Universität Stuttgart, Schwerpunkt Gasentladungsphysik
1973 – 1980: Universität Stuttgart / Warwick University, GB
Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt physikalische Elektronik an der Universität Stuttgart, darunter ein Jahr (1978/79) Gaststudent der Physik an der Warwick University/GB; Abschluss Dipl.-Ing.