Rückblick: Delegationsreise im Rahmen des Transatlantic Dialogue: The Future Of Infrastructure – Smart Grids

Vom 10. bis 14. Juni 2024 fand eine Delegationsreise in den mittleren Westen der USA statt – organisiert von der AHK USA-Chicago (GACC Midwest). Das Thema: Smart Grids. SmartGridsBW war dabei.

Veröffentlicht: 24. Juni 2024 | Kategorie: Allgemein, Blog, Schwerpunkt_SmartGrids | Autor / Autorin: Christian Schneider

Vom 10. bis 14. Juni 2024 fand eine Delegationsreise in den mittleren Westen der USA statt – organisiert von der AHK USA-Chicago (GACC Midwest). Das Thema: Smart Grids. Ziel war neben dem Erfahrungsaustausch natürlich das Networking, um perspektivisch auch die internationale Kooperation zu stärken. SmartGridsBW machte auf die vielfältigen Aktivitäten der Energiewendeakteure in Baden-Württemberg aufmerksam und nicht zuletzt war die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 im Gepäck, um an ihrem Beispiel Strategien für die Etablierung von Smart Grids zu diskutieren.

Die gesamte Reise bot viele Gelegenheiten zum Networking mit Policy Makers und Forschenden, um den wichtigen Austausch zwischen den Akteuren auch international voranzutreiben. Dabei führte die bis ins Detail geplante und organisierte Reise die Teilnehmenden nach Minnesota und Colorado, zwei US-Bundesstaaten, in denen vielfältige Energiewendeaktivitäten stattfinden.

Nach dem initialen Briefing im Capitol von Minnesota (St. Paul/Minnesota).

In St. Paul, der Zwillingsstadt von Minneapolis und Hauptstadt von Minnesota, wurden im Capitol zunächst die Grundlagen des Energiesystems im Bundesstaat durch Clean Energy Economy Minnesota, das EVU Great River Energy und das Minnesota Department of Commerce erläutert. Anschließend wurden am Center for Microgrid Research der University of St. Thomas die Forschungsmethoden und Versuchsaufbauten betrachtet und die neuesten Entwicklungen im Bereich Microgrids diskutiert. Dabei wurde auch das kooperative Studienprogramm der Universität vorgestellt, welche mit mehreren Partneruniversitäten in Deutschland zweisprachig Ingenieurinnen und Ingenieure ausbildet. Die abendliche Abrundung bildete das Baseballspiel der Minnesota Twins, das als Einblick in die US-amerikanische Kultur nicht nur aufzeigte, wie diese Sportart funktioniert, sondern – aufgrund der vielen Pausen – sich auch als nützliches Networking-Instrument anbot.

Am Folgetag zeigten sowohl der Besuch beim Softwareentwickler Open Access Technology International (OATI), welcher Lösungen für Energieversorger und Netzbetreiber anbietet, als auch der Besuch der Leitwarte des Übertragungsnetzbetreibers Midcontinent Independent System Operator MISO, welche Herausforderungen und Lösungskonzepte für die Energienetze und die Energiewende im Mittleren Westen bestehen. Die Herausforderungen in den USA unterscheiden sich deutlich von jenen in Deutschland: Eine große Heterogenität der Regulierungen auf Ebene der Bundesstaaten sorgt dafür, dass für die verschiedenen Netzbetreiber großteils unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen herrschen – eine Herausforderung beim Betrieb der Übertragungsnetze.

Die Delegation vor dem National Renewable Energy Laboratory in Denver.

In Denver (Colorado) wurde zunächst auch wieder die Grundlage für das Verständnis der Rahmenbedingungen des dortigen Energiesystems geschaffen. Der runde Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern des Colorado Energy Office, der Stadt Denver sowie des County of Denver diskutierten die verschiedenen Regulierungs- und Anreizsysteme und Strategien, um Klimaneutralität zu erreichen. Der anschließende Besuch des gemeinschaftlichen Energieversorgers und Verteilnetzbetreibers CORE Electric Cooperative zeigte auf, wie die mittlere Größe (~160.000 NAP) hilft, individuelle Lösungen etwa für den Smart Meter Rollout schnell umzusetzen.

Nahe Denver besuchte die Delegation das National Renewable Energy Laboratory (NREL), um Einblicke in die aktuelle, auf nationaler Ebene geförderte Forschung und Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien und auch Smart Grids zu gewinnen. Eindrucksvoll zeigt sich hier die Vielfältigkeit der nationalen Forschungseinrichtung, die mit rund 5000 Mitarbeitenden an mehreren Standorten alle Technologien von der Erzeugung erneuerbarer Energie über Speicherung und Transport bis hin zur Nutzung untersuchen. Der anschließende Besuch beim genossenschaftlichen EVU und VNB Tri State Generation and Transmission Association führte abermals auf, welche Möglichkeiten sich durch die Zusammenarbeit der Akteure zum Vorteil aller nutzen lassen. So profitieren die beteiligten Verteilnetzbetreiber und Energieversorger nicht nur vom „burden sharing“ für finanzielle und materielle Herausforderungen, sondern haben durch die Abstimmung untereinander sowie die kooperative Preisbildung die Möglichkeit, eine gesicherte Monetarisierung von Anlagen zu erreichen und in der Folge auch leichter in Neuanlagen zu investieren. Diese Einsichten wurden von einer Panel-Diskussion mit Blick auf die verschiedenen regulatorischen Rahmenbedingungen und technischen Herausforderungen und Lösungskonzepte abgerundet.

Die Delegation lauscht Ausführungen zur Microgrid-Gestaltung an der University St. Thomas in St. Paul/Minnesota.

Letzter Programmpunkt war der Besuch des Campus der University of Colorado Boulder, wo vielfältige Forschungsaktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien durchführt werden. Das CU Boulder Renewable & Sustainable Energy Institute (RASEI) ist ein gemeinsames Institut der Universität und des National Renewable Energy Laboratory (NREL) und befasst sich mit allen Aspekten erneuerbarer Energien – von der Materialwissenschaft und der Marktreife bis zur sozialen Diffusion der Energiewende.

Neben diesen fachlichen Programmpunkten bot die Reise auch kulturelle Highlights, wie die Erkundung der Twin Cities Minneapolis/St. Paul in Minnesota und der „Mile High City“ Denver (~1.600m. ü. NN). Das erwähnte Baseballspiel zum Networking und der stets sehr höfliche und leicht zugängliche Stil der amerikanischen Business-Etikette sorgten für einen bereichernden Austausch. Abgerundet wurden die Eindrücke dieser Reise nicht zuletzt von der beeindruckenden Naturkulisse der Rocky Mountains in Denver und Boulder.

SmartGridsBW wird sowohl die geschlossenen Kontakte als auch das erworbene Knowhow für die Förderung unserer satzungsgemäßen Ziele weiter einsetzen, um die Mitgliedsunternehmen bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort, aber auch mit internationaler Kooperation weiter voranzubringen. Ein besonderer Dank gilt der GACC Midwest, den Organisatorinnen Britta Schneider und Johanna Schlegel, dem GACC-Chapter Colorado um Samantha Seems sowie dem gesamten Team im Hintergrund, das eine perfekte Networking-, Projektanbahnungs- und Austauschreise organisierte.

Weiterführende Links