Rückblick: Smart Grids-Gespräche – „Energieoptimierte Siedlungsentwicklung planen und umsetzen“ am 30.03.2022
Am 30.03.2022 fanden unsere Smart Grids-Gespräche zum Themenbereich „Energieoptimierte Siedlungsentwicklung“ statt. Lesen Sie hier unseren Nachbericht.
Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.
Städte und Gemeinden tragen mit ihrer bebauten Infrastruktur zum Klimawandel bei und sind dabei auch wesentlich von dessen Auswirkungen betroffen. Eine frühzeitige Berücksichtigung der Belange des Klimaschutzes in der Bauleitplanung ist entsprechend zentral, um langfristig Emissionen zu senken. Smarte, energieoptimierte Quartiere gelten als probates Instrument, um diese Herausforderung zu adressieren.
Doch sind die Prozessschritte von der Planung und der Erstellung von Energiekonzepten bis hin zur Umsetzung energieoptimierter Quartiere samt Hochbau sehr komplex. Wie gelingt vor diesem Hintergrund die Realisierung? Unsere Experten zeigten am 30.03.22 konkrete Herangehensweisen und Umsetzungen aus planerischer, rechtlicher, kommunaler und hochbautechnischer Sicht – unter Berücksichtigung der jeweiligen fachlichen Wechselwirkungen.
Dietmar Miller, Ansprechpartner der Kompetenzstelle „Smarte Quartiere“ der Smart Grids-Plattform, moderierte durch die Veranstaltung und stellte den Teilnehmenden zu Beginn in Kürze die Arbeit der Plattform vor.
Im Anschluss sprach Sven Kobelt (Projektleiter im Geschäftsbereich Energiekonzepte, ebök GmbH) über energetische Aspekte der Entwicklung klimaneutraler Quartiere aus planerischer Sicht. Dabei stellte er die Herausforderungen und Lösungen zur Integration energetischer Aspekte in die Prozesse der Quartiersentwicklung im Hinblick auf den Klimaschutz in Kommunen dar. Beginnend beim städtebaulichen Wettbewerb bis hin zur Umsetzung bei der Fachplanung von Gebäuden wurden die relevanten Themen aus planerischer Sicht beleuchtet, die zahlreichen Schnittstellen zu anderen Themenbereichen aufgezeigt und typische Zielkonflikte differenziert benannt. Zusammenfassend präsentierte Herr Kobelt die Vorteile einer frühzeitigen und integralen Energiekonzeption.
Der anschließende Beitrag von Rechtsanwalt Uwe Rühling (Rühling Anwälte) befasste sich aus rechtlicher Sicht mit handlungsmächtigen Instrumenten der Kommunen für eine klimagerechte Siedlungsentwicklung. Vermittelt wurden Handlungsansätze insbesondere für kommunale Klimaschutzmanagerinnen und -manager. Der Beitrag beschäftigte sich mit der Bauleitplanung und Maßnahmen nach dem Klimaschutzgesetz BW, mit dem kommunalen Grundstücksverkehr und mit Konzessionsverträgen in der Energieversorgung. Dabei lag der Fokus auf den unmittelbar energierelevanten Bausteinen im Umfeld der kommunalen Wärmeplanung und es wurde gezeigt, wie vielfältige Instrumente unterschiedlicher Qualität und Reichweite zusammengeführt werden können. Ein weiterer Schwerpunkt des Beitrages war ein Werkstattbericht zur Gestaltung von Vergabeverfahren der Gemeinden zur nachhaltigen Nutzung ihrer Grundstücke. Hervorzuheben an dieser Stelle ist der Essay Die drei handlungsmächtigsten Instrumente der Kommunen für eine klimagerechte Siedlungsentwicklung, welcher in Kooperation mit Uwe Rühling erstellt und am 15.03. publiziert wurde. Er gibt einen vertiefenden Einblick in die Vortragsinhalte.
Anschließend sprach Stefan Friedrich (Bürgermeister der Gemeinde Allensbach) über die Umsetzung energieoptimierter Quartiersprojekte aus kommunaler Sicht. Die Gemeinde Allensbach betreibt mit den Nachbargemeinden Reichenau und Bodman-Ludwigshafen die „Gemeindewerke Bodanrück“. In den Gemeindewerken ist das Strom- und Gasnetz enthalten. Herr Friedrich hob zudem hervor, dass die seit über 20 Jahren aktive Lokale Agenda Gruppe durchgängig und unabhängig arbeitet und die Kommune diese Arbeit so gut sie kann unterstützt. Im gemeinsamen Wirken konnten schon einige Projekte umgesetzt werden. Weiterhin entsteht aktuell das Nahwärmenetz Kaltbrunn. Auch werden moderne Heizkonzepte in Bauvorhaben der Wohnbaugesellschaft Allensbach integrativ betrachtet. Dass auch bei Themen mit Konfliktpotential die Umsetzung gelingt, wenn man mit Fingerspitzengefühl vorgeht, zeigt die erste Genehmigung von Photovoltaik auf dem Dach eines denkmalgeschützten Hauses.
Im anschließenden Beitrag sprach Raffael Haisch (Bereichsleiter im Bereich Beratung, CPM GmbH) über partnerschaftliche Projektentwicklung in der Energiewirtschaft. Der Grundgedanke einer Projektentwicklung ist die langfristige Wertsteigerung und die Schaffung von nachhaltigen Mehrwerten über den kompletten Lebenszyklus einer Immobilie. Hierzu müssen u.a. Standort, Städtebau, Nutzung, Ökologie, Infrastruktur und soziale Komponenten in Wechselwirkung gebracht werden, um eine wirtschaftliche Balance und eine daraus resultierende Machbarkeit zu bestätigen. Vor diesem Hintergrund müssen alle Aspekte sorgfältig im Kontext ihrer Wirtschaftlichkeit abgewogen werden. Anhand der Referenzquartiersentwicklung der EnBW „Der neue Stöckach“ in Stuttgart zeigte Herr Haisch die positive Wechselwirkung der genannten Aspekte und die kooperative Zusammenarbeit in einer Projektentwicklung auf.
Im abschließenden Beitrag präsentierte Enno Steffens (Geschäftsführer der BES – Badische Energie-Servicegesellschaft mbH) den Projektfortschritt des Reallabor-Projektes „Smart East Karlsruhe“ und lud alle interessierten Teilnehmenden zum kommenden Anwenderkreis am 01.07.2022 ein.
Seitens SmartGridsBW unterstützen wir das Projekt „Smart East Karlsruhe“ als assoziierter Partner.
Während der gesamten Veranstaltung konnten die Teilnehmenden im Chat Fragen an die Referenten stellen. Diese wurden im Anschluss an die Vorträge sowie in der Abschlussdiskussion gestellt. Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Veranstaltung und danken allen Referierenden für die interessanten Vorträge und den Teilnehmenden für die Beteiligung und das große Interesse am Thema.
Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.