SG-Roadmap BW 2.0: Der Roadmap-Syntheseworkshop am 29.09.2022

Mehr als 130 baden-württembergische Akteure beteiligen sich derzeit an der Aktualisierung der SG-Roadmap BaWü. Am 29.09.22 fand der finale Workshop statt, welcher die Synthese des bisherigen Roadmap-Prozesses einleitete.

Veröffentlicht: 13. Oktober 2022 | Kategorie: Allgemein, Blog | Autor / Autorin: Christian Schneider

Im Rahmen eines Konsultationsprozesses mit mehr als 130 baden-württembergischen Akteuren wird derzeit an einer Neuauflage der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg gearbeitet. Sie soll als überarbeitete Version 2.0 die gemeinsame Vision der Akteure für intelligente Energienetze in Baden-Württemberg enthalten und die Umsetzung von Smart Grids im Bundesland auf eine gemeinsame Basis stellen. Detaillierte Informationen zum Ablauf des Prozesses erhalten Sie hier.

Der Syntheseworkshop im Roadmap-Prozess

Am 29.09.22 fand in den Räumlichkeiten der Universität Stuttgart ein letzter Workshop statt, welcher den Abschluss der inhaltlichen Diskussionsrunden bildete. Der vorausgegangene Roadmap-Prozess umfasste bereits fünf (einen allgemeinen und vier themenspezifische) Workshops mit jeweils vorausgehender und nachfolgender E-Mail-Konsultation. Die hierbei gesammelten, strukturierten und verbalisierten Inhalte wurden vom Roadmap-Team im Vorfeld des Workshops zu einer Version mit 80%-igem inhaltlichen Fertigungsgrad verarbeitet und an die gesamte Konsultationsrunde gesendet. Der Syntheseworkshop überprüfte diese Zusammenführung der inhaltlichen Kernpunkte und hinterfragte die daraus resultierenden Inhalte. Um den Austausch in größtmöglichem Maße zu gewährleisten, wurde der Syntheseworkshop in Präsenz durchgeführt. So konnte zuvor per E-Mail eingebrachter Input nochmals im Rahmen einer persönlichen Diskussion erörtert werden. Um eine größtmögliche Beteiligung zu gewährleisten wurde der Workshop verkehrstechnisch gut erreichbar und mit großzügiger Raumgestaltung in der Universität Stuttgart (auf dem Campus Stadtmitte) durchgeführt.

 

SmartGridsBW

Teilnehmende des Roadmap-Syntheseworkshops am 29.09.2022 in der Universität Stuttgart.

Die Inhalte des Syntheseworkshops

Der Workshop hatte die Diskussion der Inhalte der 80%-Version der Roadmap zum Ziel. Nach einer Grußbotschaft des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg wurden in zwei Runden vier Handlungsfelder der Roadmap diskutiert.

Die erste Workshoprunde widmete sich den technischen, organisatorischen und regulatorischen Aspekten der Handlungsfelder 1 (Netz und Markt) und 2 (Sektorkopplung). Die zweite Runde griff die beiden Querschnittshandlungsfelder 3 (Reallabore) und 4 (Partizipation) auf. Anschließend wurden in einer Plenumsrunde allgemeine Fragen zu Inhalt und Gestaltung der Roadmap diskutiert.

In den jeweiligen Workshops wurden besonders die Meilensteine, noch notwendige Ergänzungen sowie die Gewichtung der Inhalte innerhalb der Kapitel diskutiert.

  • HF1 – Netz und Markt verbünden: Beim Thema Netztransparenz drehte sich die Diskussion um zwei grundlegende Herausforderungen: Die (nicht zuletzt) regulatorisch bedingen Verzögerungen beim Smart Meter Rollout sowie vorhandene Hindernisse bei der intelligenten Ertüchtigung von Ortsnetzstationen. Während die Debatte um den verschleppten Smart Meter Rollout weite Wellen schlägt, besteht ein weiteres, großes Hindernis sowohl im Bereich der Smart Meter als auch der Messtechnik für die ONS: Die schwierige Verfügbarkeit von Komponenten und Installationspersonal. Da Netztransparenz als eine der Grundvoraussetzungen für die Marktintegration und Flexibilitätenhebung gilt, ist hier bis 2030 noch viel zu tun. Während variable Tarife für Endkundinnen und -kunden mittlerweile verfügbar sind, stellt sich die Frage, wie diese netzdienlich eingesetzt und gegebenenfalls zur Hebung von Flexibilitäten genutzt werden können. Weiterhin erfordern die gesamten Prozesse zur Verquickung von Netz und Markt mitunter die Klärung von Rollen sowie der Handhabung von Daten.
  • HF2 – Sektorkopplung konsequent denken: Die Diskussion des Handlungsfeldes drehten sich um mehrere Schwerpunkte: Da die verschiedenen Arten der Energienutzung, insbesondere Wärme, unterschiedlichen Hoheiten und Zuständigkeiten unterliegen, gilt es, insbesondere hier bei den Akteuren wie Kommunen anzusetzen. So ist die Wärmegestaltung zumeist unmittelbar mit gebäuderechtlichen und planerischen Prozessen verwoben – Kommunen haben hier die Gestaltungshoheiten inne. Da die integrierte Energie- und Klimaschutzplanung noch keine kommunale Pflichtaufgabe ist, muss das Bewusstsein der handelnden Akteure für Energiethemen geschärft werden. So ist die Wärmenutzung speziell im Gebäudebereich durch viele dezentrale Anlagen und langreichende Investitionszeiträume gekennzeichnet, weshalb sofortiges Handeln erforderlich ist. Beim Thema Wasserstoff wurde nochmals auf die Maßgabe der größtmöglichen Effizienz bei der jeweiligen Auswahl der Energieträger verwiesen. Im Bereich Verkehr wurde aufgezeigt, dass die system- oder netzdienliche Nutzung von E-Mobilen im Smart Grid noch einige Schritte zu gehen hat: Nicht zuletzt das bidirektionale Laden erfordert neben den Stromern, die dazu in der Lage sind, auch rückspeisefähige Wallboxen und attraktive Tarifangeboten.
  • HF3 – Reallabore und Forschungsförderung: Die in den vorausgehenden Workshops bereits sehr konkret ausgeführten Empfehlungen in Bezug auf Rahmenbedingungen für die Weiterförderung von Reallaboren wurden im Workshop auf eine höhere Ebene zurückgeführt: Die Diskussion stellte im Wesentlichen die Frage, welche Zwecke mit Reallaboren verfolgt werden sollen und welche Maßnahmen für die verschiedenen Zwecke konkret zu operationalisieren sind. Die aktuelle Gestaltung von Projektförderlandschaften allgemein wurde in der anschließenden Diskussion als eines der wesentlichen Hemmnisse für die Durchführung von Projekten herausgestellt. So ist insbesondere die Involvierung von wirtschaftlich agierenden Akteuren problematisch, da deren Förderrahmen durch Nichtbesserstellungs-Vorschriften beschränkt sind. Da ein zentrales Anliegen der Roadmap die flächendeckende Umsetzung innovativer Smart Grids-Ansätze ist, muss hier nachgesteuert werden, um auch wirtschaftliche Akteure in ausreichendem Maße in die Forschungsprojekte einzubeziehen.
  • HF4 – Partizipation auf allen Ebenen fördern: Dass Partizipation auf mehreren Ebenen stattfindet bzw. stattfinden muss, wurde bereits in den Workshops im Vorfeld diskutiert. Die Teilnehmer hoben nochmals die überragende Bedeutung der Kommunen hervor. Mit ihren vielfältigen Liegenschaften und ihrer Allzuständigkeit für die Angelegenheiten des täglichen Lebens sind sie als bürgernächste politische Instanz nicht nur die maßgeblichen Umsetzer der Energiewende vor Ort, sondern auch erster Ansprechpartner für die Bürgerschaft und die wichtigsten Multiplikatoren. Die Teilnehmer hoben hervor, dass die Kommunen zwar weiter befähigt werden müssen, es aber auch eine klare Umsetzungsverpflichtung geben muss. Denkbar wäre es, Leistungskennzahlen an die Kommunen auszugeben und die Erfüllung/Nichterfüllung an Finanzmittel zu koppeln. Als Akteur mit übergeordneter Relevanz wurde, wie auch im Vorfeld ermittelt, die Handwerkerschaft benannt. Hier gilt es vorrangig, die Imageprobleme und den Fachkräftemangel zu adressieren. Bei der Bürgerschaft ist es wichtig, auch die Einkommensschwachen mitzunehmen (bspw. durch Fördermittel für energieeffiziente Geräte). Es muss stets möglichst niederschwellige Möglichkeiten zur Partizipation geben. Wichtig ist hierbei u.a., dass eine Entbürokratisierung stattfindet.

Die lebhafte Abschlussdiskussion im Plenum zeigte trotz fortgeschrittener Stunde nochmals die große Einsatzbereitschaft der Teilnehmenden. Sowohl strukturelle, prozessorale wie auch inhaltliche Aspekte kamen zur Diskussion. Beispielsweise wurde die Zugänglichkeit der Roadmap für definierte Adressatengruppen ebenso diskutiert wie die Notwendigkeit, dass die Kernaussagen prägnant wahrnehmbar sind.

Vernetzung der Akteure im Land fortführen und stärken

Beim abschließenden Get-together zeigte sich deutlich, dass das Zusammenkommen in Präsenz eine deutlich bessere Vernetzung erlaubt als reine Online-Formate. Die Smart Grids-Plattform wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass aktive Akteure im Themenbereich intelligenter Energienetze und aller damit assoziierter Themen an möglichst vielen Stellen in den Austausch kommen, um neue Projekte zu starten. Nicht zuletzt sollen die Ergebnisse des Roadmap-Prozesses in den kommenden Jahren präsent gehalten werden – bis 2030 und darüber hinaus.

Wie geht’s weiter?

Die Ergebnisse dieses Workshops und der laufenden E-Mail-Konsultation dienen der inhaltlichen Endfertigung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0. Sie werden derzeit vom Roadmap-Team eingearbeitet. Im Anschluss wird das Dokument in den Layout-Prozess überführt. Die Präsentation der fertiggestellten Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 erfolgt am 01.12.2022 auf dem Smart Grids-Kongress des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

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