Rückblick: Smart Grids-Gespräche: E-Mobilität
Am 21.07.2021 fanden die Smart Grids-Gespräche zum Themenbereich „E-Mobilität“ statt.
Rückblick: Smart Grids-Gespräche – „Elektromobilität: Gesamtwertschöpfung bei der Integration von Ladeinfrastruktur in die Verteilnetze“
Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.
Die Elektromobilität erlebt in Deutschland derzeit einen starken Hochlauf. Laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts hat sich die Zahl der neu zugelassenen E-Autos in Deutschland im Jahr 2020 verdreifacht. So wurden im vergangenen Jahr 394.940 Neuwagen mit elektrischem Antrieb neu zugelassen. Um Elektrofahrzeuge jedoch flächendeckend nutzen zu können, ist der Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur ein entscheidender Faktor. Dies stellt wiederum die Verteilnetze vor Herausforderungen. Wo diese liegen und wie sie bewältigt werden können, war Gegenstand der Smart Grids-Gespräche am 21.07.2021.
Nach einleitenden Worten von Arno Ritzenthaler, Geschäftsführer der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. sprach Dr. Ulrich Maurer, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft am Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in einem kurzen Impulsvortrag über den aktuellen Stand der Elektromobilität in Deutschland und stellte Aktivitäten, Projekte und Maßnahmen des Ministeriums im Themenfeld Energie vor. Maurer betonte dabei die Notwendigkeit des schnellen Hochlaufs der Elektromobilität zur Emissionsreduktion im Verkehrssektor sowie zur Erreichung der Klimaziele in Baden-Württemberg, in Deutschland und auf europäischer Ebene. Der Ausbau von Ladeinfrastruktur sei zudem ein wichtiger Faktor zur Akzeptanzsteigerung der Elektromobilität bei Nutzerinnen und Nutzern. Um unnötige Netzausbaumaßnahmen zu vermeiden, sei außerdem der Aufbau von intelligenten Ladepunkten notwendig.
Anschließend differenzierte Markus Wunsch von Netze BW die Herausforderungen des Hochlaufs der Elektromobilität für den Verteilnetzbetrieb, welcher vor allem in der Niederspannung stark belastet wird. Intelligente Netzoptimierung und netzdienliches Lademanagement ermöglichen es jedoch, Lastspitzen zu glätten und bis zum erfolgten Netzausbau die Aufnahmekapazität des bestehenden Netzes für E-Fahrzeuge zu erhöhen. Untersuchungen in NETZlaboren der Netze BW, in welchen die Auswirkungen der Elektromobilität auf das Stromnetz unter realen Bedingungen untersucht werden, zeigen, dass sich Kunden durch netzdienliches Lademanagement nicht eingeschränkt fühlen.
Anatolij Kasnatscheew von e-mobil BW zeigte im Anschluss neben dem aktuellen Stand der E-Mobilität in Deutschland auch den Bedarf an Ladeinfrastruktur bis 2030 auf. So muss die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Baden-Württemberg, welche aktuell bei 7.047 liegt, bis 2030 um das Zehnfache erhöht werden. Hierzu bietet der Bund Förderprogramme, Ausschreibungen und Werkzeuge wie das FlächenTOOL. Auch das Land Baden-Württemberg fördert Ausbaumaßnahmen, beispielsweise mit dem Förderaufruf „E-Quartierhubs“.
Danach sprach Thomas Bürkle, Landesinnungsmeister und Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, über die Immobilie der Zukunft, welche mit Wallbox, Batteriespeichern, PV-Anlage und Elektrowärmepumpe als aktive Energiezelle funktioniert. Durch den Einsatz von Gebäudesystemtechnik sowie vernetzter Energietechnik entstehen neue Geschäftsfelder, z. B. auch im Bereich E-Mobilität. Zu beachten ist, dass private Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen eher eigenverbrauchsoptimiert betrieben werden und meist einfache, nicht vernetzbare Ladeinfrastruktur verwendet wird. Wichtig ist, auch hier vernetzbare Ladeinfrastruktur zu verwenden.
Im letzten Vortrag der Veranstaltung stellte Kathrin Walz vom Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik (IEH) der Universität Stuttgart das Projekt FELSeN (Flexible Energieversorgung in Logistikzentren zur Erbringung von Systemdienstleistungen in elektrischen Netzen) vor, welches das Flexibilitätspotential von Logistikzentren untersucht. Auch wirtschaftliche Nutzfahrzeuge müssen bei der Betrachtung des Hochlaufs der Elektromobilität berücksichtigt werden. So unterscheidet sich das Laden eines elektrischen LKWs signifikant von dem eines E-PKWs, die Auswirkungen auf Netzanschlusspunkt und Stromnetz sind hierbei noch wenig untersucht. So verfügen E-LKWs derzeit über eine Reichweite von 200 km und benötigen beim Zwischenladen hohe Ladeleistungen. Deutlich wird, dass das Stromnetz auch in Industriegebieten rechtzeitig auf den Hochlauf der E-Mobilität vorbereitet werden muss. Dazu gehört auch eine vorausschauende Planung des Netzanschlusses von Logistikzentren.
Während der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden Fragen einreichen. Diese wurden den Referierenden am Anschluss an die Vorträge sowie in der Abschlussdiskussion gestellt. Wir freuen uns sehr über die gelungene Veranstaltung und die vielen Denkanstöße und danken allen Referierenden und Teilnehmenden für ihr Engagement.
Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.