Rückblick: Smart Grids-Gespräche – „Versorgungssicherheit, Cyber-Security und resiliente Netze“ am 07.07.2022

Am 07.07.2022 fanden unsere Smart Grids-Gespräche zum Themenbereich „Versorgungssicherheit, Cyber-Security und resiliente Netze“ statt. Lesen Sie hier unseren Nachbericht.

Veröffentlicht: 8. Juli 2022 | Kategorie: Allgemein, Blog | Autor / Autorin: Julia Müller

Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.

 

Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine dauert an und auch für Europa werden die Folgen spürbar: Gestoppte oder reduzierte Gaslieferungen, drohende Versorgungsengpässe, Preissteigerungen. Dabei zeigt sich, wie abhängig die deutsche Wirtschaft und hier insbesondere die Energieversorgungsunternehmen von russischen Lieferungen sind. Dies macht den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht nur zu einer Frage des Klimaschutzes, sondern auch zu einer Sicherheitsfrage. Was muss jedoch ad hoc unternommen werden, um Lieferengpässen und Netzausfällen zu entgegnen? Und welchen Einfluss haben die derzeitigen Entwicklungen auf den Bereich der Cyber-Security? Darüber haben wir bei unseren Smart Grids-Gesprächen am 07.07.2022 mit Fachexperten gesprochen.

Arno Ritzenthaler, Geschäftsführer der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. eröffnete dabei die Veranstaltung und übergab das Wort anschließend an Dr. Heiko Lünser (Leiter Referat 65 Netze und Speicher, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg). Dr. Lünser betonte die Wichtigkeit des Zubaus von Erneuerbaren, des Ausbaus der Stromnetze sowie der weiteren Digitalisierung des Energiesystems. Zudem arbeite das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen der Taskforce Erneuerbare Energien daran, Planungs- und Genehmigungsverfahren für EE-Anlagen zu beschleunigen sowie weitere Maßnahmen voranzutreiben. Im Rahmen des Förderprogramms „Demonstrationsprojekte Smart Grids und Speicher“ fördert das Umweltministerium zudem die Weiterentwicklung intelligenter Energienetze.

Im Anschluss sprach Dr. Tobias Weißbach (Leiter Produkte & Nichtstandardisierte Märkte, TransnetBW GmbH) aus Sicht eines Übertragungsnetzbetreibers über die derzeitige Lage. So führen höhere Preise bei Kohle, Gas und Strom zu Kostensteigerungen bei Systemdienstleistungen und Reserven. Zudem müsse in Baden-Württemberg für das Engpassmanagement überwiegend Hochfahrleistung verfügbar gehalten werden, um durchgehende Systemstabilität zu gewährleisten. Auch der bevorstehende Winter fordere weitreichende Sofortmaßnahmen. So müsse unter anderem die Verfügbarkeit von Leistungsreserven maximiert werden, Prozesse in der Systemführung müssen gereviewt und gegebenenfalls angepasst werden. Diese und weitere Maßnahmen setze die TransnetBW bereits um.

Wie die Situation im Verteilnetz aussieht, stellte Dr. Simon Eilenberger (Leiter Transport/Verteilung Strom, FairNetz GmbH) vor. So sei besonders der lokal unterschiedliche Zuwachs und der allgemeine Hochlauf von EE-Anlagen sowie E-Mobilität eine Herausforderung für die Verteilnetze. Nötig sei ein strategischer und effizienter Netzausbau. Dazu sei auch eine detaillierte Messdatenerfassung sowie eine smarte Ertüchtigung des Systems notwendig. Um dies zu leisten, arbeitet die FairNetz GmbH mit der Intelligenten Netz Plattform (IGP), welche die bestehende Netz-, Erzeugungs- und Verbrauchsstruktur abbilde und so unter anderem die Berechnung von Integrationsmöglichkeiten dezentraler Erzeuger und Verbraucher ermögliche. Zudem illustrierte Dr. Eilenberger bereits laufende und bis 2030 geplante Maßnahmen der FairNetz GmbH zur Sicherung der Systemstabilität und Versorgungssicherheit.

Im abschließenden Beitrag sprach Karl-Friedrich Fecht (Leiter des Referats Cyberabwehr, IT-Sicherheit, Materieller Geheim- und Sabotageschutz, Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg) über die derzeitige Cyber-Sicherheitslage in Baden-Württemberg. So sei derzeit zwar eine gewisse Müdigkeit eingetreten, die Sicherheitslage angesichts des andauernden Angriffskriegs Russlands in der Ukraine habe sich allerdings nicht beruhigt. Aufgaben des Verfassungsschutzes Baden-Württemberg seien im Rahmen der Cyberabwehr vor allem die Detektion, Attribution und Prävention von Angriffen und Spionageaktivitäten. Letztere blieben bei Betroffenen im Durchschnitt über 200 Tage unbemerkt, was den Angreifern eine Vielzahl sensibler Daten in die Hände spiele. So steige die informationstechnische sowie methodische Qualität von Cyber-Angriffen – auch auf Unternehmen der kritischen Infrastruktur – in den letzten Jahren stetig. Mit Warnmeldungen, anlassunabhängige Sensibilisierungen sowie einem regelmäßigen Austausch mit Verbänden und Arbeitskreisen steuert der Verfassungsschutz diesen Entwicklungen präventiv entgegen.

Während der gesamten Online-Veranstaltung konnten die Teilnehmenden Fragen an die Referenten richten, welche im Anschluss an die Vorträge beantwortet wurden. Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Veranstaltung und danken allen Referenten für die interessanten Vorträge sowie allen Teilnehmenden für die Fragen und das große Interesse am Thema.

Die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier zum Download.

Aktuelle Beiträge