Aktualisierungsprozess der Smart Grids-Roadmap BW gestartet: Erster Workshop am 17.02.22

Die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg wird aktualisiert. Am 17.02.2022 startete der Prozess mit dem ersten Workshop.

Veröffentlicht: 22. Februar 2022 | Kategorie: Allgemein, Blog, SmartGrids-Roadmap | Autor / Autorin: Christian Schneider

Überblick und zentrale Herausforderungen

Smart Grids in die Fläche bringen – dieses Ziel wurde im vergangenen Jahr als Empfehlung als inhaltliche Stoßrichtung für die Neuauflage der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg definiert.

Nun startete der Prozess zur Überarbeitung der SG-Roadmap BW am 17.02. mit dem ersten Workshop als Kickoff-Termin zum Überblick und zur Bestandsaufnahme. Nachdem beim Smart Grids-Kongress „Energie trifft Wohnen“ am 01. Dezember 2021 die Überarbeitung der Roadmap angekündigt wurde, wurden alle Interessierten bereits dazu aufgefordert, per E-Mail ihren Input zur neuen Roadmap einzureichen. Dieser wurde den Teilnehmenden im Vorfeld des ersten Workshops verdichtet und zusammengefasst zugesendet.

Im Workshop am 17.02. erhielten die Anwesenden im ersten Teil einen Überblick über den Gesamtablauf des Roadmap-Prozesses sowie die umfassenden Beteiligungsmöglichkeiten. Dabei wurde besonders die Transparenz des Prozesses betont: Nach jedem Workshop erhalten alle Teilnehmenden ein Dokument mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse bzw. der sich aus dem Workshop ergebenden Textänderungen. Es besteht jederzeit die Möglichkeit diese per E-Mail zu kommentieren und weiteren eigenen Input zu liefern. Ziel der Veranstaltung war insbesondere, die relevanten Themen zu sammeln und die Ziele der neuen Roadmap zu beschreiben. Die Diskussion der verschiedenen Maßnahmen in den Handlungsfeldern wird in weiteren themengewidmeten Workshops erfolgen, welche im Jahresverlauf stattfinden. Mehr Informationen und einen Überblick zum Ablauf des Roadmap-Prozesses erhalten Sie hier.

Nach dem Überblick über den Roadmap-Prozess wurden die zentralen Herausforderungen thematisiert, welche sich bereits im eingereichten E-Mail-Input abzeichneten und themenübergreifend relevant sind:

  • Recht einstimmig stellte sich die Knappheit der Ressource „Zeit“ als wichtige Herausforderung für die Umsetzung von Smart Grids bei der Transformation des Energiesystems heraus.
  • Auch die generelle Knappheit monetärer Mittel für die Transformation des Energiesystems wurde als zentrale Herausforderung genannt.
  • Für die Planung und Umsetzung von Smart Grids sind zudem viele regulatorische Hürden zu nehmen. Ein wichtiges Beispiel ist hier etwa die Mehrfachbelastung von Energiespeichern, die zur Stabilisierung der Stromnetze eingesetzt werden. Doch Änderungen in der Regulatorik, selbst wenn ihre Notwendigkeit unstrittig ist, kosten Zeit. Und jede Verzögerung bedeutet weniger Zeit für die Umsetzung.
  • Auch die knappe Verfügbarkeit von Fachkräften wurde als Herausforderung genannt. Während sich der Fachkräftemangel beim Installationspersonal bereits heute abzeichnet, erfordert das digitalisierte Energiesystem in Zukunft einen größeren Anteil von IT-Fachkräften als dies bislang der Fall war – auch hier zeichnet sich eine Knappheit deutlich ab.

 

SmartGridsBW Teilnehmende am ersten Workshop zur Aktualisierung der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg.

Mit hoher Beteiligung baden-württembergischer Energiewende-Akteure fand am 17.02.22 der erste Workshop zur Aktualisierung der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg statt.

Teilgruppendiskussionen und Ausblick

Nach der Diskussion in großer Runde wurden die vier Handlungsfelder „Netz und Markt verbünden“, „Sektorkopplung konsequent denken“, „Reallabore in den Dauerbetrieb überführen“ und „Partizipation auf allen Ebenen ermöglichen“ in Teilgruppen diskutiert.

  • In der Teilgruppe „Netz und Markt verbünden“ wurden insbesondere die Themen Netztransparenz, Hebung von Flexibilitäten (sowohl technisch als auch wirtschaftlich), die Installation und der Betrieb von Speichern sowie die Interoperabilität der eingesetzten Systeme diskutiert. Als kritisches Element zeigten sich hierbei insbesondere regulatorische Anpassungen, welche momentan die netzdienliche und wirtschaftliche Hebung von Flexibilitäten erschweren oder gänzlich unmöglich machen.
  • In der Teilgruppe zum Thema „Sektorkopplung konsequent denken“ lag der Fokus der Diskussion klar auf der Gestaltung des integrierten Energiesystems. Mannigfaltige Herausforderungen finden sich in den regulatorischen Hürden, der Verfügbarkeit von Gerätschaften sowie des Installations- und Betriebspersonals, aber auch in strukturellen Zielkonflikten zwischen den verschiedenen Akteuren. So stellen sich etwa die Fragen nach einem Widerspruch zwischen der Eigenverbrauchsoptimierung im Haushalt und einem netzdienlichen „Verhalten“ des Haushalts.
  • In der Teilgruppe „Reallabore in den Dauerbetrieb überführen“ zeigte sich ebenfalls, dass der Regulatorik eine wesentliche Bedeutung zukommt. Dies beginnt bereits bei der Ausschreibung von Reallaboren, tangiert vielmehr jedoch die Möglichkeit des Weiterbetriebs. Beispielsweise erschwert die hohe Komplexität bei der Beantragung von Forschungsmitteln die Umsetzung von Reallaboren. Um Reallabore in den Dauerbetrieb zu überführen, ist zudem die Gewährleistung der fortgesetzten Rechtssicherheit notwendig.
  • In der Teilgruppe „Partizipation auf allen Ebenen fördern“ wurde primär die grundlegende Kommunikation gegenüber Endverbraucherinnen und -verbrauchern diskutiert. Kommunikation stellt als wichtige Informationsquelle für Akzeptanz und Partizipation ein grundlegendes Element der Energiewende dar – haben wir es doch hier mit einer gesamtgesellschaftlichen Transformation zu tun, bei welcher die Einbindung der Bürgerschaft eine wesentliche Rolle einnimmt. Speziell bei der intelligenten Ertüchtigung der Energienetze stellt sich die Frage, wie jene Komplexität heruntergebrochen werden kann, um nicht nur Technikaffine zu erreichen.

Was alle vier Teilgruppen zeigten: Es bleibt viel zu tun und die Zeit ist knapp. Regulatorische Hürden, insbesondere Rechtsunsicherheiten und der Mangel an Zeit und Personal sind wesentliche Hindernisse, welche derzeit eine intelligente Gestaltung des Energiesystems bremsen. Dies alles anzugehen ist eine Mammutaufgabe, der sich die Beteiligten mit viel Energie widmen.

Die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 soll die gemeinsame Zielvision der Akteure zu konkreten Zielen für die einzelnen Handlungsfelder weiterentwickeln und zeigen, welche Maßnahmen dafür notwendig sind. Zudem soll Bewusstsein für die Hindernisse geschaffen werden, welche hierbei bestehen. Mit dem E-Mail-Input und diesem ersten Workshop wurde der Grundstein dafür gelegt. Das Roadmap-Team von SmartGridsBW freut sich auf die weiteren Schritte.

Sie möchten sich gerne an der Aktualisierung der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg beteiligen, sind aber noch nicht angemeldet? Alle weiteren Informationen zum Ablauf und die Anmeldung finden Sie hier: www.smartgrids-bw.net/roadmap

Aktuelle Beiträge