Rückblick: 12. Smart Grids-Kongress Baden-Württemberg bringt Akteure zusammen
Am 06.12.23 fand der 12. SG-Kongress BW als hybride Veranstaltung in der Schwabenlandhalle in Fellbach sowie per Livestream statt. Der hohe Zuspruch unterstreicht die wichtige Rolle von Smart Grids für die Energiewende.
Was passiert in Baden-Württemberg derzeit im Themenfeld „Smart Grids“? Wie sehen aktuelle Rahmenbedingungen und Herausforderungen aus? Und was wurde bereits umgesetzt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der 12. Smart Grids-Kongress Baden-Württemberg, welcher am 6. Dezember 2023 als hybride Veranstaltung in der Schwabenlandhalle in Fellbach sowie per Online-Livestream stattfand.
Unter dem Titel „Umsetzungspfade der Systemtransformation: Smart Grids zwischen Bundesvorgaben, Länderspezifika und der Umsetzung in der Praxis“ warf die Veranstaltung unter der Moderation von Markus Brock (3sat/SWR) einen Blick auf den aktuellen Entwicklungs- und Umsetzungsstand intelligenter Netze im Land und darüber hinaus. In drei Blöcken sprachen und diskutierten Referentinnen und Referenten über die Zukunft von Smart Grids in Baden-Württemberg. Weiterhin stellten sich zentrale Landesakteure vor und erfolgreiche Smart Grids-Anwendungen aus der aktuellen Praxis wurden auf die Bühne gebracht. Auch in diesem Jahr erfuhr die Veranstaltung großen Zuspruch und erfreute sich einer hohen Besucherzahl. Der Kongress wurde vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. projektiert.
Block 1: Wohin geht das Land? Rahmen und Ziele für Smart Grids in Baden-Württemberg
Der erste Themenblock „Wohin geht das Land?“ thematisierte Chancen, Herausforderungen und Ziele auf dem Weg zum intelligenten Energiesystem in Baden-Württemberg.
Ministerialdirektor Dr. Michael Münter (Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) beschreibt Smart Grids als Schlüssel für das intelligente Energiesystem der Zukunft. Einige Meilensteine wie die Verabschiedung des Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende sowie die Festlegungen im § 14a EnWG seien im letzten Jahr bereits erreicht worden. Weiterhin fördere das Land die Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg sowie verschiedene Projekte, um die Arbeit am intelligenten Energiesystem stetig voranzutreiben.
Prof. Dr. Anke Weidlich (Mitglied der Expertenkommission der Bundesregierung zum Energiewende-Monitoring, INATECH Universität Freiburg) beleuchtete die Gesamtsituation aus Sicht der Expertenkommission und stellte Smart Grids in den Kontext des aktuellen Stands der Energiewende. Weiterhin betonte sie die Relevanz dynamischer Netzentgelte, um im intelligenten Energiesystem der Zukunft geeignete Anreize für Flexibilitätsbereitstellung zu setzen. Netzentgelte seien ein wichtiges Instrument, da sie einen großen Teil der Energiekosten ausmachen.
Prof. Dr. Christoph Wittwer (Geschäftsfeldleiter Systemintegration – Programmlinie Systemlösungen, Fraunhofer ISE) betonte, dass Smart Grids im Sinne der Sektorkopplung integral und nicht nur in Bezug auf Elektrizität gedacht werden müssen. Vor allem die Bereiche Wärme und Wasserstoff als Energieträger gehören dazu. Wichtig sei auch eine höhere Transparenz in den Netzen. Mittels vorliegender Daten seien Belastungsmodellierungen möglich, durch welche in der Konsequenz Netzausbau vermindert werden könne. In Bezug auf Netzausbau sei außerdem eine automatisierte Planung relevant.
Klaus Eder (Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg und Geschäftsführer der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH) präsentierte aus Sicht des VKU die Umsetzungen und Bemühungen der Stadtwerke im Ländle. Dabei diskutierte Eder auch die notwendigen regulatorischen Anpassungen, dass die technischen Fortschritte auch tatsächlich greifen könnten.
Block 2: Wer macht was im Land? Smart Grids-Akteure in Baden-Württemberg
Im zweiten Themenblock stellten sich zentrale Landesakteure mit ihren Arbeitsgebieten und Schnittmengen vor. Vor allem Tätigkeiten im Bereich „Smart Grids“ wurden thematisiert.
Tobias Egeler (Vorstand Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg, Leiter Netzwirtschaft TransnetBW GmbH) stellte als stellvertretender Vorstand von SmartGridsBW unter anderem die Smart Grids-Plattform als wichtigen Akteur vor. So ist vor allem die Erarbeitung der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0, welche Ende 2022 veröffentlicht wurde, ein wichtiger Meilenstein auf dem baden-württembergischen Weg zu einem intelligenten Energiesystem. Das Strategiepapier fasst Herausforderungen, Ziele und Maßnahmen für Smart Grids bis 2030 zusammen und bietet damit einen detaillierten Handlungsleitfaden für die Akteure im Land und darüber hinaus.
Weiterhin stellten sich auch die Plattform Erneuerbare Energien, die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) mit ihrem neu geschaffenen Bereich „Erneuerbare BW“ sowie die Plattform H2BW der Landesagentur e-mobil BW mit ihren Tätigkeiten vor. Deutlich wurde, dass in Baden-Württemberg im Themenbereich Smart Grids stark aufgestellt ist und damit verbundene Themen von unterschiedlichen Akteuren bearbeitet werden. Dies wird auch in Zukunft eine starke Bündelung von Synergien ermöglichen, um die Energiewende in Baden-Württemberg zeitnah und effizient umzusetzen.
Block 3: Was geht im Land voran? Erfolgreiche Smart Grids-Anwendungen aus der Praxis
Der letzte Themenblock warf ein Licht auf aktuelle Smart Grids-Anwendungen, die unabhängig von den in Block 1 aufgezeigten Herausforderungen bereits in Baden-Württemberg und darüber hinaus umgesetzt werden.
So stellte Arkadius Jarek (Leiter Messstellenbetrieb Netze BW GmbH) die konkrete Umsetzung der Digitalisierung des Energiesystems mittels Smart Meter Gateways, als einem zentralen Baustein vor. Dabei diskutierte er auch die derzeitigen Herausforderungen im Rollout und benannte konkrete Ansätze, wie die Schere zwischen Zielbild und Realität geschlossen werden kann.
Dr. Thomas Brenner (Chief Technology Officer (CTO) OLI Systems GmbH) präsentierte das Projekt BANULA vor. Im Projekt wird daran gearbeitet das Laden mit einer einzigen Ladekarte in ganz Deutschland nutzerfreundlich, effizient und netzverträglich zu ermöglichen. Ziel sei dabei, die Projektergebnisse anschließend in den Realbetrieb zu überführen.
Anschließend sprach Peter Breuning (Gründer AMP Energy Solutions, ehem. Abteilungsleiter für Netzleittechnik Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH) über Schwarzstarterfahrungen im Netzgebiet von Schwäbisch Hall und zeigte auf, wie Smart Grids die Resilienz von Stromnetzen erhöhen können und wie KI den Netzoperator unterstützen kann.
Mona Keller (Leiterin Asset Management & Grundsatzplanung der FairNetz GmbH) zeigte ein Konzept zur umfänglichen Digitalisierung von Verteilnetzen auf. Dabei erläuterte sie, wie mittels eines digitalen Modells des gesamten Netzgebiets, des sogenannten „Digitalen Zwillings“, nicht nur Entscheidungs- und Genehmigungsprozesse (etwa für Neuanschlüsse) erheblich verkürzt werden können, sondern auch, wie die Netzführung durch die Zusammenführung der Informationen optimiert werden kann.
Im gemeinsamen Vortrag stellten Dr. Tobias Weißbach (Leiter Produkte & Nichtstandardisierte Märkte, TransnetBW GmbH) und Jens Wiedenmann (Teamleiter Betriebsplanung Strom, Netze BW GmbH) die konkreten Umsetzungen, um auch im kommenden Winter die Versorgungssicherheit mit Engpassmanagement zu gewährleisten. Dabei stehen besonders sog. rollierende Abschaltungen zur Lastreduzierung sowie leistungserhöhende Redispatch-Anweisungen im Fokus.
Der Smart Grids-Kongress Baden-Württemberg bringt die Akteure ins Gespräch
Insgesamt bot der Rahmen des Kongresses vielfältige Möglichkeiten für Networking und Gespräche. Beim sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten sich in der Pause und im Anschluss an die Veranstaltung einige Mitglieder der Smart Grids-Plattform mit Informationsständen ihre Unternehmen und Tätigkeiten. Bei einer Tasse Glühwein oder Punsch und interessanten Diskussionen ließen alle am Ende des Tages den Kongress ausklingen.
So zeigte der mittlerweile zum zwölften Mal stattfindende Smart Grids-Kongress Baden-Württemberg auch in diesem Jahr, dass Baden-Württemberg mit seiner Vielfalt an Akteuren und Projekten im Vergleich der Bundesländer beim Thema SmartGrids sehr gut aufgestellt ist und die Energiewende-Akteure wie auch Verwaltung und Bürgerinnen und Bürger die kommende Arbeit mit großer Motivation anpacken werden.
Folien der Referierenden
Nachstehend stehen Ihnen die freigegebenen Folien der Referierenden zum Download zur Verfügung