Intelligent vernetzt – Folge 1 mit Arno Ritzenthaler
In der ersten Podcastfolge von "Intelligent vernetzt" erzählt SmartGridsBW-Geschäftsführer Arno Ritzenthaler von den Anfängen des Vereins, den aktuellen Ziele und den künftigen Schwerpunkten.
„Intelligent vernetzt - Der Energiepodcast von SmartGridsBW“
Folge 1 – Mit Arno Ritzenthaler (Geschäftsführer SmartGridsBW)
Moderation: Miriam Eisinger
Miriam Eisinger: Willkommen zu „Intelligent vernetzt“ – dem Energiepodcast der „Smart Grids-Plattform“. In unserer ersten Folge spreche ich mit Arno Ritzenthaler, dem Geschäftsführer der Plattform, über die Anfänge des Vereins, darüber, welche Akteure eigentlich hinter der Plattform stecken und über den Mehrwert einer Vereinsmitgliedschaft. Schön, dass Sie dabei sind.
Arno, du leitest die Geschicke des Vereins seit 2015 und hast somit ziemlich alle Meilensteine miterlebt. Mit welcher Intention wurde der Verein 2013 gegründet?
Arno Ritzenthaler: Ja, die Idee war geboren, nachdem im Jahre 2013 vom Land Baden-Württemberg die „Smart Grids Roadmap“ herausgegeben wurde. Die Roadmap beschreibt die wichtigsten Ziele und Maßnahmen, mit welchen wir bis zum Jahr 2050 die CO2-Reduktion in den Griff bekommen wollen. Bei der Erarbeitung dieser Roadmap waren bereits mehrere der heute bei uns aktiven Mitglieder im Redaktionsteam vertreten. Pauschal gesagt unterstützen wir die Energiewendeziele der Landes- und der Bundesregierung auf vielfältigste Art und Weise. Im Fokus – ganz klar – die Förderung von Konzepten und Projekten zur Umsetzung intelligenter Energienetze und auch die Verzahnung mit anderen Sektoren.
Miriam Eisinger: Jetzt besteht der Verein ja nicht nur aus ein paar Einzelpersonen, die die Ziele vorantreiben. Vielmehr steht eigentlich eine große Anzahl von Akteuren hinter der Plattform, richtig?
Arno Ritzenthaler: Ja, das ist richtig. Die Plattform spiegelt im Grunde ein großes Netzwerk zentraler Akteure aus der Energiewirtschaft. Das sind speziell Netzbetreiber, Forschungseinrichtungen, Anlagenhersteller, IT-Unternehmen und interessierte Privatpersonen. Unser Ziel: Diese untereinander zu vernetzen und mit den politischen Verantwortlichen zusammenzubringen. Oberstes langfristiges Ziel von uns allen ist es eine weitgehend CO2-freie Erzeugung sicherzustellen.
Miriam Eisinger: Und um dieses ambitionierte Ziel weiter zu verfolgen wurde der Förderzeitraum des Vereins zum ersten April dieses Jahres bis Ende 2023 verlängert. Vom Land Baden-Württemberg wurde dazu eine Gesamtsumme von fast 1,4 Millionen Euro bereitgestellt. Welche Aufgaben nimmt denn der Verein konkret mit dem Geld in Angriff?
Arno Ritzenthaler: In der erneuten Förderung sehen wir die Bestätigung und auch Anerkennung unserer bisherigen Arbeit der vergangenen Jahre. Daher sehen wir keinen gravierenden Bedarf einen Richtungswechsel bezüglich unserer Arbeits- und Informationsformate vorzunehmen. Mit der neuen Förderung verfolgen wir unsere bisherigen Ziele und Themen deshalb so weiter, fokussieren uns aber zusätzlich auch auf neue Arbeitsschwerpunkte. Hier wären das Thema E-Mobilität zu nennen. Zu diesem Thema bringen wir uns mit mehreren Mitgliedern aktiv beim Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg ein. Hierzu haben wir bereits mehrere Projekte im Rahmen dieser Ausschreibung erfolgreich platzieren können. Darüber hinaus haben wir uns dem Thema „Smart Meter Rollout“ verschrieben. Der Smart-Meter-Rollout – seit Jahresanfang am Start – benötigt einfach eine professionelle begleitende Kommunikation, sodass der Endkunde auch weiß, was zu diesem Thema auf ihn zukommt. Als letztes und ganz wichtiges Thema, das hochaktuelle Thema Quartiere/Quartierlösungen und Sektorkopplungen. Hierfür haben wir speziell vom Land eine Exklusivstelle mit 50% Deputat für uns genehmigt bekommen, sodass wir hier als Ansprechpartner für das Land zu allen Fragen rund um das Thema „Quartierlösungen“ zur Verfügung stehen.
Miriam Eisinger: Jetzt ist der Verein seit 2013 stetig gewachsen und blickt inzwischen auf eine Mitgliederzahl von knapp 80 Organisationen und Einzelpersonen. Welche Mehrwerte liefert der Verein denn diesen Mitgliedern?
Arno Ritzenthaler: Je nach Firmengröße und Branche, denke ich, sind diese individuell unterschiedlich. An oberster Stelle – ganz klar – die Vernetzung der Akteure und unsere Rolle als Scharnier zur Politik. Dies gewährleisten wir über Formate, wie zum Beispiel unsere fest etablierten Smart Grids-Gespräche. Mehrmals pro Jahr werden hier aktuelle Fragestellungen und Sichtweisen der verschiedenen Interessengruppen vorgestellt und diskutiert. Bei dieser Veranstaltung dürfen wir im Schnitt 70 bis 100 Teilnehmer begrüßen, die sich wirklich gegenseitig vernetzen können und somit vom wertvollen Austausch profitieren. Selbst während der Corona-Pandemie ermöglichen wir dieses Format, indem wir über Web-Konferenzen aktuelle Themen anbieten. Eine weitere fest etablierte Veranstaltung ist der Smart Grids-Kongress in Fellbach, der jeweils zum Jahresende stattfindet. Bei all diesen Events tragen wir dafür Sorge, dass unsere Mitglieder entsprechend medienwirksam für ihr Engagement zur Geltung kommen.
Miriam Eisinger: Das heißt, ein großer Mehrwert ist die Vernetzung der Mitglieder untereinander, mit der Politik und der wertvolle Austausch, der hier zustande kommt. Und wenn wir mal hinter die Kulissen blicken: Wie können sich denn die Mitglieder intern beim Verein einbringen?
Arno Ritzenthaler: Vereinsintern gibt es die Möglichkeit, sich in themenspezifischen Arbeitskreisen zu engagieren. Hier erarbeiten wir gemeinsam, zu welchen Themenfeldern noch Entwicklungsbedarf besteht, welche Förderprogramme genutzt werden können, wer als Projektpartner für unterschiedliche Konzepte und Ideen zur Verfügung stehen würde. Dieser Austausch ist nicht hoch genug zu bewerten und fruchtbar. Das sieht man auch daran, dass seit Bestehen der Plattform bereits mehr als 100 Projektkonsortien unter Beteiligung von Vereinsmitgliedern an den Start gegangen sind.
Miriam Eisinger: Wow, große Hausnummer.
Arno Ritzenthaler: Genau, wir konnten bereits einiges anstoßen. Unser größtes Projekt ist das mit über 50 Millionen Euro vom Bund geförderte C/sells-Projekt. Ein Schaufensterprojekt, in dem wir aufzeigen, wie künftige Netze unter Einfluss von vielen Millionen Kleinstanlagen stabil betrieben werden können.
Miriam Eisinger: Okay, das heißt, die Mitglieder haben eigentlich schon eine ganze Reihe von Vorteilen: Die Vernetzung, der Austausch, die Arbeitsgruppen, verschiedene Projekte. Und du hattest noch einen Punkt angesprochen und das war die Öffentlichkeitsarbeit.
Arno Ritzenthaler: Ja, die Vorteile die gibt es. Hier nicht zu vergessen, der Mehrwert durch die Öffentlichkeitsarbeit, die wir unseren Mitgliedern anbieten können. Hier haben wir zum Beispiel unsere neu aufgesetzte Vereinshomepage. Hier können sich Mitglieder populär präsentieren. Wo immer es sich anbietet, werden die Firmenlogos all unserer Mitglieder auf unseren Medien abgedruckt. Mitglieder können Smart Grids-spezifische Stellenanzeigen, Veranstaltungen oder sonstige Neuigkeiten auf unserer Homepage veröffentlichen und wir bewerben diese zusätzlich über unsere Social-Media-Aktivitäten. Darüber hinaus erhalten Mitglieder von uns in regelmäßigen Abständen unseren Mitgliederbrief und können über uns teilweise kostenfrei oder vergünstigt an Fachevents teilnehmen.
Miriam Eisinger: Okay, zusammenfassend: Eine Mitgliedschaft bei der Smart Grids-Plattform lohnt sich, es gibt eine ganze Reihe an Vorteilen. Jetzt haben wir viel über den Verein gesprochen, ich möchte aber ganz gerne noch mal zu dir Arno und zu deiner Rolle zurückkommen. Denn bei dir als Geschäftsführer laufen ja alle Stränge zusammen. Was ist denn aus deiner Sicht die wichtigste Aufgabe oder was sind die wichtigsten Aufgaben als Geschäftsführer der Plattform?
Arno Ritzenthaler: Ja, da sind natürlich zuallererst die Basics eines jeden Geschäftsführers zu nennen. Oberstes Ziel: ZDF – die Zahlen, Daten und Fakten im Blick zu halten. Sprich: Die Kasse muss stimmen. Unsere Arbeit finanziert sich mitunter aus unterschiedlichen Fördertöpfen, weshalb hier eine penible und saubere Abgrenzung vonnöten ist. Ich bin zwar Geschäftsführer, sehe mich aber als aktives Mitglied meines Teams. Es ist mir ein extrem großes Anliegen, mich hier engagiert miteinzubringen. In meiner jahrelangen Führungstätigkeit habe ich eines gelernt: Nur mit Spaß und Freude an der Arbeit können so tolle Gesamtergebnisse erzielt werden, wie uns das die letzten Jahre gelungen ist.
Miriam Eisinger: Und woraus ziehst du denn ganz persönlich deine Motivation? Wo kommt deine Begeisterung her?
Arno Ritzenthaler: Ja, die Möglichkeit Tag für Tag, Woche für Woche mit Spezialisten unterschiedlichster Fachdisziplinen an neuen zukunftsweisenden Themen zu arbeiten und das gemeinsam mit einem jungen, topmotivierten Team. Das macht einfach Freude. Natürlich ist es auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass unsere Arbeit primär auf das Konto der nächsten Generation einzahlt und wir somit einen lebenswerten Planeten hinterlassen. Das motiviert mich als Familienvater besonders.
Miriam Eisinger: Zum Abschluss eine weitere, eher persönliche Frage. Wenn du mal für dich selbst Bilanz ziehst – was ist aus deiner Sicht das Wichtigste, damit die Energiewende zum Erfolg wird?
Arno Ritzenthaler: Da gibt es aus meiner Sicht zwei wichtige Punkte. Aus technischer Sicht müssen alle verfügbaren Flexibilitäten genutzt werden. Hierdurch steigt aber auch die Anforderung an die Netzinfrastruktur. Um hier notwendige Investitionen zu tätigen, bedarf es einer Anpassung der Regulatorik sowie einer verbindlichen Festschreibung von Planungskriterien. Ein zweiter wichtiger Punkt – und, wie ich finde, die größte Herausforderung – kommt dem Thema Kommunikation zu. Die meisten technisch erforderlichen Dinge stehen ja bereits zur Verfügung. Jetzt liegt es an einer professionell begleitenden Kommunikation, die Notwendigkeit der erforderlichen Maßnahmen sowie den Nutzen für jeden einzelnen Bürger aktiv zu vermitteln. Nur wenn sich alle Beteiligten in diesem Partizipationsprozess mitgenommen fühlen, wird es uns gelingen, unseren Einsatz für die Energiewende zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen. Um dies bestmöglich sicherzustellen arbeitet mein Team auch in Zukunft mit viel Herzblut und Engagement, um die relevanten Informationen über die unterschiedlichsten Infokanäle zu kommunizieren und alle Interessensgruppen mitzunehmen.
Miriam Eisinger: Arno, dir ganz herzlichen Dank für das Gespräch.
Arno Ritzenthaler: Vielen Dank.
Miriam Eisinger: Und wir liebe Zuhörer, hören uns hoffentlich bei der nächsten Folge von „Intelligent vernetzt“ – dem Energiepodcast der Smart Grids Plattform Baden-Württemberg.